Warum Unternehmen die Wechseljahre ernst nehmen sollten

Warum Unternehmen die Wechseljahre ernst nehmen sollten
Insight
21 October 2025

Noch nie waren Frauen so stark in die Erwerbstätigkeit integriert wie in der heutigen Zeit. 1991 war etwa jede zweite Frau berufstätig (57 %), 2024 waren es knapp drei von vier (74 %)*¹. Besonders die Altersgruppe zwischen 45 und 55 Jahren ist heute fest im Arbeitsleben verankert: Über vier von fünf Frauen in diesem Alter sind erwerbstätigt (83 %)*².

Daher wundert es nicht, dass die Lebensjahre einer Frau zwischen 45 und 55 immer mehr in den Fokus und in den Diskurs rücken; und mit ihnen eine Lebensphase, die bislang eher wenig im beruflichen Kontext thematisiert wird: die Wechseljahre. Sie gelten oft als Privatsache, betreffen aber erfahrene Beschäftigte, häufig in Schlüssel- oder Führungspositionen – Unternehmen sollten sich daher dem Thema annehmen.

Eine Lebensphase mit wirtschaftlicher Bedeutung

Laut einer Studie der HWR Berlin*3 hat jede zehnte Frau ihre Berufslaufbahn aufgrund von Wechseljahresbeschwerden verkürzt oder eine vorzeitige Rente erwogen. Fast ein Viertel reduzierte die Arbeitszeit, knapp ein Drittel war krankgeschrieben oder nahm unbezahlten Urlaub. Diese stillen Verluste sind betriebswirtschaftlich relevant. Unternehmen verlieren Erfahrung und Know-how; und das in einem Arbeitsmarkt, der vom Fachkräftemangel geprägt ist.

„Es geht nicht nur darum, Frauen in dieser Lebensphase zu unterstützen, sondern auch darum, dass sie weiterhin im Unternehmen bleiben“, so Dr. Anke Lahaije, Menopause-Coach bei Acture. „Beschwerden wie Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder Stimmungsschwankungen können sich auf die Leistungsfähigkeit und die Teamdynamik auswirken. Oft bleiben die Ursachen unbekannt oder werden nicht offen angesprochen. Fragen wie ‚Will ich das noch?‘ oder ‚Kann ich das noch?‘ tauchen plötzlich auf, begleitet von Scham und Rückzug.“ Dass diese Phase Auswirkungen auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit haben kann, macht sie auch für Unternehmen relevant: für Produktivität, Personalbindung und Unternehmenskultur.

Drei Tipps für Unternehmen

1. Sensibilisierung und Schulung

Führungskräfte und Teams sollten über die Wechseljahre informiert sein, nicht medizinisch, sondern menschlich. Schulungen helfen, Symptome besser einordnen zu können, Gespräche zu ermöglichen und Vorurteile abzubauen. Ein kurzer Leitfaden für Führungskräfte oder ein internes Webinar kann bereits viel bewirken.

2. Flexible Arbeitsbedingungen

Nicht jede Frau braucht eine Sonderregelung, doch viele profitieren von kleinen Anpassungen. Flexible Arbeitszeiten, Pausenregelungen oder die Möglichkeit, Meetings zu verschieben, können den Unterschied ausmachen. Eine Mitarbeiterin mit Schlafstörungen kann beispielsweise durch spätere Arbeitszeiten produktiver sein, ohne dass das Team darunter leidet.

3. Psychologische Beratung und Coaching anbieten – und Unterstützungsangebote sichtbar machen

Psychologische Beratung und individuelles Coaching bieten betroffenen Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, ihre Situation zu reflektieren, Strategien zu entwickeln und wieder in ihre Kraft zu kommen. Doch Angebote allein reichen nicht. Sie müssen sichtbar und entstigmatisiert sein. Unternehmen sollten aktiv kommunizieren, beispielsweise im Newsletter oder Intranet, dass Hilfe möglich und willkommen ist.

Digitale Tools und Coaching-Programme wie die von Acture und Evermood, unterstützen Unternehmen dabei, den Umgang mit den Wechseljahren im beruflichen Kontext professionell und empathisch zu gestalten.

„Ziel sollte eine Unternehmenskultur sein, in der Lebenserfahrung als Ressource verstanden wird“, ergänzt Maudie Derks, Geschäftsführerin von Acture. Beschäftigte sollten offen über ihre Bedürfnisse sprechen können und UnternehmeIn die Rahmenbedingungen schaffen, damit sie bleiben.

Quellen

*¹ Statistisches Bundesamt. (2025). 35 Jahre Deutsche Einheit: Erwerbstätigkeit von Frauen seit 1991 um 30 % gestiegen. Abgerufen am 17. Oktober 2025: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/10/PD25_N053_13_62.html

*² Statistisches Bundesamt (Destatis). (2025). Erwerbstätige und Erwerbstätigenquote nach Geschlecht und Alter. Ergebnis des Mikrozensus 2024. Abgerufen am 17. Oktober 2025: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/erwerbstaetige-erwerbstaetigenquote.html

*³ Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. (2023). MenoSupport: Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz. Abgerufen am 17. Oktober 2025: https://www.hwr-berlin.de/aktuelles/neuigkeit/detail/3731-menosupport-wechseljahresbeschwerden-am-arbeitsplatz